28.01.2016

Mittendrin oder drumherum?

Einladung
zur Informations- und Diskussionsveranstaltung

Modell Baugemeinschaft – Möglichkeiten einer anderen Ortsentwicklung

Referentin: Stephanie Fabich B.Sc. Architektur,
Studierende der Technischen Universität München

Wann? Montag, 15. Februar 2016, beginnend um 18.00 Uhr
Wo? Sitzungssaal des Rathauses in Eichendorf, Marktplatz 5

 

Das Modell „Baugemeinschaft“ als Möglichkeit zu einer anderen Ortsentwicklung

Im Zuge ihrer Abschlussarbeit des Masterstudiums „Urbanistik – Landschaft und Stadt“ an der TU München hat Frau Stephanie Fabich die Möglichkeiten zu einer alternativen Ortsentwicklung im ländlichen Raum untersucht. Genauer gesagt, das Bauen und Wohnen in Gemeinschaft in der Ortsmitte. Wesentlich bei der Idee einer alternativen Ortsentwicklung durch Baugemeinschaften ist im Fall dieser Abschlussarbeit die Frage nach Möglichkeiten zur Reaktivierung von zentral gelegenen Leerständen oder brach gefallenen Grundstücken.

Im Sommer 2015 hat in verschiedenen Orten Niederbayerns eine Voruntersuchung stattgefunden. Eichendorf wird als einer dieser Orte in der weiterführenden Studie näher betrachtet. Eichendorf ist in einer vergleichbaren Situation wie viele andere Orte im ländlichen Raum. Es verfügt nicht über einen direkten Anschluss an Autobahn oder Zugverbindungen, wodurch auch die Ansiedlung von größeren Arbeitgebern ausbleibt.

Gleichzeitig gibt es die latente Gefahr des Bevölkerungsabzuges in die nächstgelegenen Zentren. Auch vergleichbar sind die verhältnismäßig günstigen Grundstückspreise in den stetig ausgewiesenen Neubaugebieten an den Ortsrändern, um Bauwillige anzulocken. Während innerorts Wohnungen, ja ganze Häuser leer stehen und auch Gewerbefl ächen immer schwieriger zu halten sind, droht das Herz einer Gemeinde zu sterben: die lebendige Ortsmitte – historisch gewachsener Identifi kationsfaktor und Indikator für eine gesunde Ortschaft.

Besondere Herausforderung für eine zukünftige Gemeindeentwicklung wird sein, dass das Wohnraumangebot auch neben der Wohnform „Einfamilienhaus“ ausgeweitet werden muss. Auch angesichts der demographischen Zahlen wird es durchaus eine wesentliche Aufgabe der Ortsentwicklung sein, adäquaten Wohnraum für junge Erwachsene und ältere Personen zu schaffen. Jedoch scheint eine bedeutende Gruppe in Eichendorf auch jene der Zuziehenden und Rückkehrer zu sein, die sich hier ihren Traum vom eigenen Haus aufgrund günstiger Bodenpreise verwirklichen können und möchten.

Zielgruppe sind: Junge, Ältere, Zuziehende, Rückkehrende, mit und ohne Kinder.

Fassen wir also zusammen:
junge Menschen, die ihren ersteneigenen Wohnraum beziehen wollen, junge Menschen vor der Familienplanung, junge Familien, die sich ein Haus mit Garten nicht leisten können oder wollen, ältere Menschen, die nicht mehr im zu groß gewordenen Haus leben wollen, Alleinstehende, die sich ein Haus nicht leisten können oder wollen, und viele andere. Sie alle sind Bedarfsgruppen für alternativen Wohnraum. Nur wo hin mit ihnen? Ab an den Ortsrand, auf neu erschlossene Baufelder, abseits vom Geschehen in der Ortsmitte? Alle abziehen lassen, wenngleich Eichendorf der Wunschwohnort wäre? Wohl eher nicht.

Die heutigen Lebensformen sind vielfältig, veränderlich und bedürfen flexibler Wohnkonzepte und entsprechender Wohnraumangebote, die das klassische Einfamilienhaus nicht bieten kann. Durch die Kleinteiligkeit und die zentrale Lage der Ortsmitte könnte der gemeinschaftliche Wohnungsbau hier viele unterschiedliche Bedürfnisse in unterschiedlichen Lebenslagen abdecken. Das mag einem Investor zu wenig standardisiert sein und zu wenig Rendite abwerfen. Macht nichts, denn die Investoren sind bei dieser Wohnform die Mitglieder der Bau- und Wohngemeinschaft selbst. Sie befinden sich vielleicht unter Ihnen, aber auch unter Zuziehenden, die sich für ein alternatives Bau- und Wohnmodell interessieren, aber zu wenige Informationen darüber haben.

Der Vorteil von Baugemeinschaften liegt schließlich darin, dass Lösungen gefunden werden, die die Identifi kation mit dem Ort fördern, weil man sich intensiv und in Gemeinschaft mit dem Standort auseinander gesetzt hat. Die Sensibilität im Umgang mit bestehenden Strukturen ist bei Baugemeinschaften sehr hoch, wie eine Analyse bestehender Beispiele gezeigt hat. Ein weiterer Vorzug von Baugemeinschaften ist die Bereitschaft, auch öffentlichere Nutzungen im Gebäude zu ermöglichen, indem beispielsweise Räume anderen zur Verfügung gestellt werden oder eine kleine gewerblich betriebene Einheit der Hausgemeinschaft ein Nebeneinkommen beschert.

Frau Fabich will daher in Zusammenarbeit mit der Gemeindeverwaltung und dem Verein Gemeindeentwicklung Eichendorf e.V. anhand bereits woanders gebauter Beispiele zeigen, welche anderen Entwicklungsmöglichkeiten von Wohnraum möglich sind. Diskutieren Sie die Potentiale und Möglichkeiten, die speziell in Eichendorf vorhanden sind und machen Sie gemeinsam bei der Infoveranstaltung einen „modellhaften“ Ausflug in eine andere Eichendorfer Ortsmitte.

Quelle: Eichendorfer Rathausfenster, Ausgabe 90, Seite 17

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